Presse
Almen und Weidetiere schützen
2018-07-09 | Presseaussendungen
Die Wolfrisse im benachbarten Südtirol, Bayern und Salzburg nehmen rapide zu. Nun präsentierten LK-Präsident Ing. Josef Hechenberger und Bauernbundobmann LHStv. ÖR Josef Geisler gemeinsam mit Nationalrat Hermann Gahr einen umfangreichen Maßnahmenplan für das weitere Vorgehen im Umgang mit dem Beutegreifer Wolf. 
„Vorweg ist es mir besonders wichtig festzuhalten, dass sich gerade die Tiroler Bauern, Bäuerinnen und Jungbauern seit eh und je für den Erhalt der Arten interessieren, aber der Schutz von Menschen und Weidetieren ist ein genauso, wenn nicht deutlich höheres Schutzgut“, so Bauernbundobmann Josef Geisler.  „Deswegen lautet unsere Forderung ganz klar, dass dort, wo durch Wölfe Schäden entstehen, diese nach dem Marktwert zu ersetzen sind. Dort, wo keine entsprechenden Schutzmaßnahmen getroffen werden können, halten wir es für notwendig und möglich, die Entnahme von großen Beutegreifern zu fordern“, findet Geisler klare Worte.

Der Wolf kann sich derzeit aufgrund seines umfassenden Schutzes ungehindert in Mitteleuropa verbreiten. Mit Reproduktionsraten von jährlich bis zu 30 Prozent und ohne natürliche Feinde schreitet die Ausbreitung in unseren Nachbarländern wie Deutschland, Schweiz, Slowenien, Frankreich und Südtirol rasant voran (alle 3 Jahre kommt es zu einer Verdoppelung des Bestandes). Mit dieser Ausbreitung verbunden sind massive Schäden in der Landwirtschaft, verursacht durch Wolfsrisse. Aber auch in österreichischen Bundesländern kam es in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder zu Wolfrissen. In Europa leben mittlerweile schätzungsweise 20.000 bis 30.000 Wölfe (in den USA (ohne Alaska) lediglich 6.000). 

„In unserem Land nimmt die Almwirtschaft einen ganz besonderen Stellenwert ein“, weiß LK-Präsident Josef Hechenberger. „Tirol ist mit über 2.000 bewirtschafteten Almen das Almenland Nummer 1 und jenes Bundesland mit der höchsten Alpungsquote Österreichs.“ Die Bäuerinnen und Bauern halten damit über 380.000 Hektar an Alm-Katasterflächen und 135.000 Hektar an Alm-Futterflächen offen. Es verbringen rund 68.000 Schafe, 5.900 Ziegen, 3.100 Pferde und 108.000 Rinder ihren Sommer auf Tiroler Almen. „Eine flächendeckende Alm- und Berglandwirtschaft ist keine Liebhaberei, sondern ein ganz wesentlicher Aspekt für regionale Wirtschaftskreisläufe in ganz Tirol. Immerhin haben wir in unserem Land rund 45 Mio. Nächtigungen. Und der Hauptgrund weswegen so viele Menschen unser Land besuchen ist nun einmal die gepflegte Kulturlandschaft und dass Tirol ein sehr sicheres Land ist und das soll es auch bleiben“, meint Hechenberger, der im Positionspapier nicht nur einen Schulterschluss der bäuerlichen Einrichtungen untereinander, sondern auch mit Tourismus, Jagd und mit benachbarten Ländern fordert.

„Der Wolf kennt keine Landesgrenzen. Bereits in der Alm- und Weidesaison 2017 kam es in Südtirol zu mehreren Wolfsrissen mit dem Resultat, dass sich in diesem Sommer bereits einige Bauern gegen eine Alpung und die damit einhergehende Gefahr entschieden haben“, schildert NR Hermann Gahr, der auch Südtirolsprecher im Parlament ist und schon seit langem um eine bundesweite Lösung in der Wolf-Thematik kämpft. „Es darf uns nicht passieren, dass die ersten Almen in unserem Land schon bald nicht mehr bewirtschaftet werden und Bauern ihre Stalltüren wegen dem Raubtier Wolf für immer zusperren“, betont Gahr die Wichtigkeit des Positionspapieres. 

„Auch in Bayern und der Schweiz gibt es mehrere Regionen mit Wolfsvorkommen, wo gehäuft über Risse von Wild (unter anderem Rot- und Rehwild) und landwirtschaftlichen Weide- und Gehegetieren berichtet wird. Im benachbarten Bundesland Salzburg wurden in den letzten drei Wochen mehrere Schafe und Ziegen vom Wolf gerissen und es ist kein Geheimnis, dass sich die Bevölkerung in der Nähe des Truppenübungsplatzes Allensteig mit dem Wolf konrontiert sieht“, berichtet Gahr, der in der Wolf-Problematik österreichweit gut vernetzt und informiert ist. „Dazu muss man wissen, dass ein Wolf Tagesstrecken von 50 Kilometer und mehr zurücklegen kann. Es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis wiederum ein Wolf nach Tirol einwandert. Darüber hinaus besteht aber auch bei besonders tiergerechten Stallungen für Rinder, Schafe und Ziegen im Sinne von Offenställen erhebliche Gefahr für Wolfsübergriffe, gerade für Jungtiere“, so Hechenberger abschließend.