Presse
Gahr: „Mit Hausapotheken Landärzte absichern“
2019-09-16 | Presseaussendungen

Um die Medikamentenversorgung im ländlichen Raum sicherzustellen, sind Hausapotheken unumgänglich. Kürzlich meldet sich Ärztekammerpräsident für Tirol, Arthur Wechselberger zu Wort, er forderte die Politik auf, endlich Maßnahmen zu sehen, um den drohenden Landärztemangel entgegenzuwirken. Dazu soll konkret das Apothekengesetz geändert werden und die Kilometergrenze fallen. Derzeit darf innerhalb von sechs Kilometern rund um eine bestehende Apotheke keine weiter aufsperren. In den vergangenen 10 Jahren mussten alleine in Tirol 10 Hausapotheken ihre Pforten schließen. „Die Medikamentenversorgung über ärztliche Hausapotheken scheitert derzeit oft an der rigiden Gesetzeslage, die den Bedürfnissen der Bevölkerung nach wohnortnaher Versorgung widerspricht", erklärt der Ärztekammerpräsident für Tirol, Artur Wechselberger. Ohne Hausapotheken wird aber auch die Besetzung von Landarztpraxen zunehmend schwieriger. Nationalrat und Forum Land Obmann Hermann Gahr unterstützt diesen Appell, er setzt sich schon seit Jahren für den Erhalt der Hausapotheken in Tirol ein und forderte erst kürzlich eine Standortgarantie für die verbleibenden 62 Hausapotheken in Tirol.

„Diese Kilometergrenze muss endlich fallen. Für ältere und kranke Menschen ist es unzumutbar, kilometerweit in das nächste Dorf zu fahren, um zu ihren Medikamenten zu kommen. Sie sind auf die Hausapotheke angewiesen, da sie weniger mobil sind. Gerade bei Nachmittagsordinationen oder am Wochenende haben viele Tirolerinnen und Tiroler keine Möglichkeit an Medikamente zu kommen. Der Hausarzt hat keine Hausapotheke und bis zur nächsten öffentlichen Apotheke sind es viele Kilometer. Die Gesundheit und das Wohl der Menschen muss hier im Vordergrund stehen, deswegen ist es höchste Zeit, dass das Apothekengesetz geändert wird“, betont Gahr.

Auch Theodor Thanner, Chef der Bundeswettbewerbsbehörde, sieht die Kilometergrenze kritisch. In einem Interview mit der „Presse“ am 12. September 2019, erklärte Thanner, dass die Hausapotheken für die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum eine entscheidende Rolle spielen. Wörtlich: „Wir sehen, dass in kleinen Gemeinden mit bis zu 5000 Einwohnern Hausapotheken schließen, wenn öffentliche Apotheken eröffnen. Das ist für die ländliche Bevölkerung negativ. Denn man vergrault auf diese Weise die Landärzte. Es gibt ohnehin schon einen große Ärztemangel“. Auf das Argument, dass Hausapotheken für das Apothekensterben verantwortlich sind, kontert Thanner mit einem Beispiel aus der Schweiz. Dort gibt es längst eine Deregulierung und damit ist kein Apothekensterben verbunden. Hermann Gahr bekräftigt die Aussagen von Theodor Thanner und meint auch, dass ein Wettbewerb in diesem Bereich, den Ärztemangel am Land beseitigen könne.

„Um eine bestmögliche Versorgung der Bevölkerung mit Medikamenten zu gewährleisten, wäre ein duales System anzustreben. In diesem System bestehen Apotheken und Hausapotheken nebeneinander und der Patient wird seine Wahl treffen, wo er seine Medikamente beziehen will“, sagt Dr. Klaus Schweizer, Leiter des Gesundheitszentrum Tulfes.

Ohne Hausapotheke ist es für einen Landarzt sehr schwer, zu überleben, da eine wichtige finanzielle Grundlage wegfällt. „Schließt die Hausapotheke, geht im schlimmsten Fall auch der Arzt. Ganze Täler oder Regionen haben dann keine medizinische Versorgung. Das ist eine Katastrophe für die ländliche Bevölkerung. Die Menschen am Land müssen die gleiche Versorgungssicherheit mit Medikamenten haben, wie die Bevölkerung in den Ballungszentren und den Städten. Mit der Abänderung des Apothekengesetzes können wir nicht nur den Ärztemangel entgegenwirken, sondern auch der ländlichen Bevölkerung eine gerechte medizinische Versorgung anbieten“, so Gahr abschließend