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Gahr bringt Wolf-Petition des Tiroler Almwirtschaftsvereins in den Nationalrat ein
2020-05-31 | Presseaussendungen

Erst vergangene Woche sorgte ein herumstreunender Wolf im Zillertal für Aufregung. Ohne Scheu spazierte das Raubtier auf dem Hof der Familie Kircher umher. Bei einem Lokalaugenschein mit Lk-Tirol Präsident und Abg. z. NR Ing Josef Hechenberger formulierte der Bauernbund-Abgeordnete Hermann Gahr erneut die Forderung, den Schutzstatus der Wölfe zu senken. Rund eine Woche später bringt er die Petition des Tiroler Almwirtschaftsvereins „Tiroler Almen erhalten und schützen“ in den Nationalrat ein.

Der Almauftrieb auf die Niederalmen erfolgte in den vergangenen Wochen und auf die Hochalmen, wo viele Schafe weiden, steht der Auftrieb kurz bevor. Bei den Bäuerinnen und Bauern herrscht große Verunsicherung“, beschreibt Ing. Josef Lanzinger, Obmann des Tiroler Almwirtschaftsvereins die derzeitige Situation in seinem Bundesland.

Neben der Wolfssichtung im Zillertal, gab es auch einige Wolfsrisse in Nord-, Ost- und Südtirol. Hermann Gahr ist bereits seit Jahren politisch in Sachen Wolf aktiv und brauchte mittlerweile die dritte Petition zu diesem Thema in den Nationalrat ein. „Von Jahr zu Jahr steigen die Wolfsrisse und die Raubtiere kommen den besiedelten Gebieten immer näher. Im Zillertal wurde der Wolf nur zwei Minuten vom Dorf entfernt gesichtet. Wenn es so weiter geht, spaziert er das nächste Mal durch den Ort“, so Gahr.

Tiroler Almwirtschaft ist einzigartig

Die Hauptaufgabe des Tiroler Almwirtschaftsvereins ist der Erhalt der Kulturlandschaft sowie der Almwirtschaft, die seit Jahrhunderten Tradition hat. Durch die Rückkehr der Wölfe in den Alpenraum und der jährlich steigenden Wolfsrisse, ist die Almwirtschaft in Gefahr. „Die Erhaltung der einzigartigen Tiroler Almlandschaft muss gegenüber dem Wolf Vorrang haben. Durch die untrennbare Verbindung der Berglandwirtschaft mit der Almwirtschaft, geben zahlreiche Bauern ihre Landwirtschaft auf, da es sich für sie nicht mehr auszahlt, Tiere zu halten. Der Rückgang der Almwirtschaft und Berglandwirtschaft ist nicht nur für die Landwirtschaft dramatisch. Die Landwirte und ihre Weidetiere leisten durch die Beweidung einen wichtigen Beitrag für die Allgemeinheit. Die Kulturlandschaft wird gepflegt und erhalten, ohne die Almwirtschaft würden Almen und Wanderwege verwuchern“, erklärt Lanzinger die Situation.

Für Gahr ist die Sache klar, es braucht endlich eine Wolfsstrategie inklusive wildökologischer Raumplanung. „Die Situation mit den Wölfen wird jedes Jahr dramatischer, wir müssen uns dem Problem jetzt annehmen, bevor es uns über den Kopf wächst“, mahnt der Tiroler Abgeordnete.  Derzeit gibt es in Österreich drei nachgewiesene Wolfsrudel und zahlreiche Einzelwölfe, die durch das Land streifen. Die Reproduktionsrate der Raubtiere liegt derzeit bei rund 30 Prozent, das bedeutet: Alle drei Jahre verdoppelt sich ein Wolfsrudel. „Wenn man das auf die kommenden Jahre hochrechnet, haben wir in sechs Jahre mindestens 12 Rudel in Österreich. Deswegen müssen wir jetzt handeln“, betont Gahr.

„Der Rückkehr der Wölfe gefährdet die Tiroler Almwirtschaft. 76.000 Schafe und Ziegen grasen auf den Tiroler Hochalmen, sie sind das erste Opfer der Wölfe. Fehlen die Almschafe verwildern die Weiden wodurch Muren und Lawinen im hochalpinen Gebiet vermehrt abgehen“, so Lanzinger.

Die Senkung des Schutzstatus auf europäischer Ebene sowie die unbürokratische Entnahme von Problemwölfen ist unumgänglich, sonst haben wir in Tirol bald keine Alm- und Berglandwirtschaft mehr, sondern Wolfsreviere“, so Gahr und Lanzinger abschließend.

Forderungen aus der Petition:

  • Der Wolf ist in Europa nicht vom Aussterben bedroht und gilt nach der IUCN – red list als nicht gefährdet. Deshalb fordern wir die Herabsetzung des Schutzstatus in der
    FFH-Richtlinie der EU von Anhang 2 und 4 (strengster Schutz) in Anhang 5 (Möglichkeit der einzelstaatlichen Regulierung im Rahmen von Managementplänen).
  • Leichtere und unbürokratischere Entnahme von Problemwölfen. Lange und komplizierte Antragsverfahren sollen deutlich verkürzt werden. Dazu werden die Umweltlandesräte aufgefordert, ein Konzept für den Umgang mit den Wölfen zu erstellen.
  • Die traditionelle, über Jahrhunderte gewachsene Weide- und Almwirtschaft muss auch künftig mit den herkömmlichen Methoden, ohne die Notwendigkeit umfangreicher und unverhältnismäßig aufwändiger Herdenschutzmaßnahmen (Herdenschutzhunde, Zäunungen, ständige Behirtung), möglich sein. Eine Studie des Landes Tirol bestätigte erst kürzlich, dass Herdenschutz im alpinen Gelände vielfach überhaupt nicht und in vielen Fällen nur mit unverhältnismäßig hohem Aufwand möglich ist.
  • Letztlich fordern wir zur Erhaltung der traditionellen Weide- und Almwirtschaft, die nachweislich das Tierwohl fördert, die Schaffung von wolfsfreien Zonen.

 

Hier kann die Petition unterstützt werden:

https://iwww.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXVII/PET/PET_00017/index.shtml